China ist eine der ältesten Kulturnationen der Welt. Von hier stammt das Porzellan, die Seide, die Nudeln, die Drucktechnik und vieles mehr. Auch in diesen Tagen fordert China wieder einmal die gewachsenen Strukturen des Westens heraus. Die Kultur ist so verschieden von unserer eigenen. Deshalb ist das Reisen in China nicht einfach, wenn Du Dich von den ausgetretenen Touristenpfaden entfernst. Genau deshalb beginnt hier der TrainerTrack.
Mein Ziel ist es, den Teilnehmern ein China zu zeigen, wie es Reisende aus fremden Ländern sonst nicht zu sehen bekommen. Mein großer Helfer ist Shu Shi Xiang, mein guter Freund und der heimliche Organisator dieser Reise. Er organisiert unseren eigenen Bus, findet immer die besten Restaurants und auch sonst liest er alle unsere Wünsche von den Augen ab.
Vor dem Beginn der Reise trafen wir uns zu einer Exkursionstour in Shenzen. Workbench China. Ziel ist es, die Struktur weltweit am schnellsten wachsenden Stadt zu erforschen und Kontakte zu knüpfen, wenn Du China als verlängerte Werkbank für Entwicklung und Produktion nutzen willst. Die Tage vergehen schnell und am letzen Tag trafen wir uns dann allesamt in Kanton. Ein Teil reiste zurück nach Deutschland und für die Anderen begann die Teilnahme am TrainerTrack 2018.
Die ersten Tage in Kanton
Kanton also. Die Stadt, die seit dem 15. Jahrhundert der Anlaufpunkt für die Handelsbeziehungen Chinas mit dem Rest der Welt ist. Das Perlenfluss – Delta ist eine der größten Industriezonen der Welt und so kommen die Geschäftsleute aus aller Welt nach Kanton um … Geschäfte zu machen. Einen kleinen Ausschnitt davon sehen wir uns an. Ledermarkt, Kleidermarkt, Koffermarkt, Uhrenmarkt, Jademarkt, Teemarkt… Handel und Handeln an allen Ecken.
Auch die kantonesische Küche erforschen wir. Beziehungen, Kaufen und Verkaufen, Kommunikation in Familie und Beruf alles das definiert sich über das Essen. Es ist müssig, hier unsere wunderbaren Abendessen und die vielen leckeren Gerichte in den Spezialitätenrestaurants aufzuzählen. Pekingente kennst Du bestimmt. Kennst Du sie aber richtig, in drei Gängen? Zuerst die Haut der am offenen Feuer gerösteten Ente. Grosse Show mit scharfem Messer und weissen Handschuhen. Danach das Entenfleisch mit Kräutern und Reis und ganz zum Schluss die gekochten Knochen als leckere Suppe.
Vielleicht klingt es wenig vegetarisch, die chinesische Küche ist jedoch reich an vegetarischen Gerichten und jedes Restaurant bietet mindestens sieben verschiedene grüne Gemüsesorten an, allesamt auf ganz spezielle Art zubereitet. Hast Du schon einmal Lotoswurzeln mit Lilienzwiebeln und Wasserkastanien gegessen? Oder Bergbambus mit Schwarzohrpilzen und Ingwer? Oder vielleicht Wasserfarne mit Tofu und schwarzen Bohnen…?
DAS ist die Kultur der Chinesen in Kanton, Shenzen oder Shanghai: Geschäft, Geschäft, Essen, Geschäft. Und das haben wir nicht nur gesehen, wir sind eingetaucht.
Kultur unterwegs – ohne Touristen
Und dann machten wir uns auf den Weg. Busfahrt bis ans Ende der Zivilisation. Dort, wo die Strasse aufhört und danach über hunderte von Kilometern nur noch Wald und Wildnis sind, dort gibt es ein altes, verlassenes Dorf, als Wehrdorf angelegt. Die Dorfgemeinschaft lebte in einem einzigen großen, runden Haus. Beeindruckend zu sehen und sich vorzustellen, wie eng und sozial das Leben dort stattgefunden hat. Nun leben nur noch einige Alte dort und beleben die Szenerie.
Jindezhen: Das weisse Gold
Nächster Tag nach langer Fahrt: Jingdezhen, die Wiege der Porzellanherstellung in China. Wo Du hinsiehst: Porzellan, Keramik, Steinzeug, Ton. Und wir: mittendrin. Untergebracht sind wir in einem Hotel, das man in eine ehemaligen Porzellanfabrik vom Anfang des 19. Jahrhunderts „eingebaut“ hat. Klugerweise hat man dazu gleich in der direkten Umgebung angehenden Porzellankünstlern preiswerte Räume zur Verfügung gestellt und so belebt sich der ganze Komplex und atmet modernen Geist. Eine studentische Forschungseinrichtung experimentiert mit Formen aus dem 3-D Drucker – mit beeindruckenden Ergebnissen.
Es gab keinen von uns, der nicht irgendwann über den Tag den Verlockungen der preisgünstigen und ästhetischen Angebote erlegen wäre.
Huang-Shan: Die Wolkenprinzessin treibt ihr Spiel
Zwei Tage waren nun dem Wandern gewidmet. Während wir uns über Sonnenschein freuen, ist es für einen wanderfreudigen Chinesen am schönsten, wenn Wolken und Nebel die Sicht in jeder Minute anders gestalten. Und mit genau diesem Wetter wurden wir beschenkt. Nur einige wenige Tage im Jahr schenkt die Wolkenprinzessin dieser Gegend ein solches Wetter. Vor lauter Schauen und Ahh und Ohh vergaßen wir glatt, dass wir den ganzen Tag auf den Füssen waren.
Glücklicherweise gibt es in Fussweite des Hotels eine wunderbare heisse Quelle, die nach chinesischem Ästhetikempfinden kitschig und komplett überdekoriert ausgebaut wurde. Aber das tut der Qualität des Wassers und der Temperatur keinen Abbruch und war Labsal für unsere müden Glieder.
In diesem Jahr (2018) war uns der Wettergott anders gesinnt und schenkte uns zwei Tage herrlichste Sonnenscheins. Wieder eine andere und wunderbare Erfahrung.
Wuzhen: Historienspektakel mit Polster
Und schon ging es weiter nach Wuzhen. Das ist ein altes Dorf an einem Fluss, das mit viel Liebe zum Detail so gestaltet wurde, dass es genauso aussieht, wie ein Dorf am Ende des 18. Jahrhunderts ausgesehen haben mag. Nur dass eben der Komfort wunderbarer Zimmer, guter Restaurants, Internet, heisses Wasser, Badewannen und Duschen nicht zu kurz kommt. Kurzum: einfacher und komfortabler Historiengenuss.
So und dann machten wir uns auf die (Flug)reise nach zum zweiten Teil der ersten Reise. Davon kannst Du in einem weiteren Artikel lesen.