In diesem Artikel wende ich mich an den interessierten Workshopbesucher, der einen Blick hinter die Kulissen von aufbereiteten Workshopinhalten tun will. Wenn Du wissen willst, auf welcher Basis die Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten in meinen Workshops beruht, dann solltest Du weiterlesen.
IBAL (Installation Based Accelerated Learning) ist eine von mir im Jahre 1996 entwickelte Technik des beschleunigten Lernens. Die Lehrinhalte im NLP Practitioner und im Workshop BrainPower setze ich beispielsweise mit dieser Technik um.
In unserem Kulturkontext „erfolgt“ die Aufnahme Wissen, Fähigkeiten und Werten meistens in sequentieller Weise. Das heißt, zuerst kommt A, dann kommt B und dann C. Wenn Du A genauer betrachtest, kannst Du es in A1, A2 und vielleicht auch noch A3 untergliedern. Dieses Schema bist Du aus Deiner Schulzeit gewöhnt. Niemand jedoch hinterfragt diese Systematik und prüft, ob sie „gehirngerecht“ Deine Fähigkeiten maximal nutzt. Naja, vielleicht nicht niemand.
IBAL im Einsatz: NLP Practitioner
Wenn Du Dir die Aufzeichnung des NLP Practitioner ansiehst, und Dich noch nicht mit unterschiedlichen Formen des Lernens beschäftigt hast, könnte es sein, dass Du Dich im wirren Dickicht der vielen Geschichten verirrst und glaubst, den Überblick verloren zu haben. Häufig höre ich dann von „Anfängern“ den Vorwurf des unstrukturierten Arbeitens. Damit und dabei unterliegst Du einem Irrtum. Meine Art des Lehrens hat sehr wohl Struktur, nur vielleicht nicht diejenige, die Du aus der Schule gewöhnt bist.
Vielleicht möchtest Du Dich an eine ganz allgemeine Beobachtung erinnern, die Du bestimmt schon selbst gemacht hast. Ist Dir aufgefallen, dass nach einem intensiven Tag all jene Geschichten am nächsten Morgen nacheinander wieder auftauchen, an die Du am Vorabend gedacht hattest. Und zwar in genau umgekehrter Reihenfolge. Das erklärt zum einen, warum ich mit meinem Sohn statt gruseliger Bettgeschichten lieber die schönsten Erlebnisse des Tages besprochen habe, und zum anderen hat es mich auf eine Grundkomponente des Lehrens mit IBAL gebracht: den nested Loop – auf gut Deutsch: die verschachtelte Schleife.
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Metaphern und Nested Loops aus dem NLP
Bei dieser Technik werden die Lehrinhalte in kleine Einheiten aufgeteilt, die beispielsweise einem Wertemuster, einer Strategie, einem Glaubenssatz oder einem Wissensblock entsprechen können. Die Installation kann für eine Verhaltensstrategie von wenigen Schritten gedacht sein, oder einer komplexen Motivationsstrategie entsprechen, deren Installation sich über mehrere Tage hinzieht (Beispiel: NLP Workweek´).
Die Basis einer Installation bildet eine Geschichte. Sie ist als homomorphe Metapher gestaltet. Für jeden einzelnen Prozesschritt wird ein Teil der Metapher so gestaltet, dass der Höhepunkt dem kinästhetischen Testkriterium des Verhaltensschrittes entspricht. Das heißt auf Deutsch: ich erzähle einen Teil einer Geschichte so genau, dass Du Dich in dieser Geschichte verlierst und die entsprechenden Gefühle in Dir entstehen (kin. Testkriterium).
Die Installation der Strategie folgt dem Schema einer Installation mit nested Loops. Hier findest Du als einfaches Beispiel einen schematischen Überblick über die Installation von vier Verhaltensschritten:
Ablauf einer IBAL Session
In einem gut gestaltetem Workshop wirst Du also immer die folgenden Teile finden:
1. Setting
Als Setting bezeichnet man den Beginn einer Lehreinheit, bevor mit der Installation begonnen wird. Ein Setting kann der erste Teil eines gesamten Workshops oder auch die ersten Minuten eines einzelnen Workshoptages umfassen, oder auch nur ein Satz sein, der nach der Pause die Arbeit wieder einleitet. Während des Setting holt der Trainer die Teilnehmer vom vorherigen Geschehen ab und schafft bei den Teilnehmern eine einheitliche Basis für das folgende Thema. Ziel ist die einheitliche „Stimmungslage“ der Teilnehmer.
2. Installation:
Die Installation der Inhalte erfolgt, wie oben beschrieben, mit der Technik einer gestalteten Metapher und mit Hilfe von nested Loops.
3. Demonstration und Übung:
Dein Gehirn prozessiert metaphorische Inhalte auf allen Ebenen der Mehrdeutigkeit. Damit das Gehirn weiß, auf welcher Ebene die Informationen prozessiert werden sollen, werden die Metapherninhalte durch eine Demonstration verknüpft und eindeutig interpretierbar. Dein Gehirn sagt: Aha, DAFÜR ist also das eben Gehörte da.
Ein anschliessendes Üben der Teilnehmer dient dem Erwerb von Fähigkeiten auf der Basis des eben erworbenen und kontextualisierten Wissens. Durch die mehrfache Wiederholung der Basisinhalte mit unterschiedlicher Stimulation der Submodalitäten (Layering) ergibt sich eine subbewusste Generalisierung des Inhalts auf die verschiedenen Lebensbereiche.
4. Schliessen der nested Loops
Nach der Demonstration, der Übung und der allfällig zu beantwortenden Fragen werden die einzelnen Metaphernteile der Geschichte wieder aufgenommen und zu einem logischen Ende gebracht. Dies wird als das „Schliessen der Loops“ bezeichnet.
5. Lead Out und Integration:
Damit die Inhalte noch besser integriert werden (anwendbar für unterschiedliche Lebensbereiche), empfiehlt es sich, am Ende einer Installation eine kurze, tranceartige „Integrationssequenz“ mit positiven Suggestionen zum Inhalt bzw. eine thematisch angepasste, hypnotische Metapher anzuhängen.
Soweit zu den Grundzügen der Gestaltung eines Workshops mit den Mitteln von Metapher und Installation. Die Technik des beschleunigten Lernens IBAL umfasst jedoch eine Vielzahl von weiteren Techniken. Vielleicht interessieren Dich einige davon, die ich in Workshops erwähnt habe:
1. Technik der Substitution durch Anker:
Während eines längeren Workshops kann der Trainer einmal installierte Sequenzen auf einzelnen oder allen Repräsentationsebenen geankert haben und braucht sie bei Bedarf nicht nochmals installieren, sondern nur den Anker dafür auslösen.
2. Technik der intuitiven Erfahrungssubstitution:
Wenn eine Strategie vollständig installiert wurde, können bei der Demonstration und der nachfolgenden Übung Teile der Erklärung weggelassen werden. Sie werden automatisch und intuitiv eingesetzt wenn vorher entsprechende Suggetionen erfolgten. Im Verlaufe eines längeren Workshops können diese weggelassenen Teile immer größer werden und schließlich komplett ausbleiben. Dann erfolgt das Üben rein intuitiv (Beispiel: Workshop BrainPower).
3. Pointer:
Vielleicht ist es Dir aufgefallen, dass ich manche Geschichten nicht fertig erzähle, also Loops oder Loopkonstruktionen nicht schliesse. Häufig ist dies der Fall, wenn der Hauptgang einer verzweigten Metapher fortgesetzt wird, die entsprechende Degression jedoch später „abgearbeitet“ werden soll. Noch beherrsche ich es nicht, zwei Geschichten gleichzeitig simultan zu erzählen. Dein Gehirn würde diese Geschichten vielleicht sogar verarbeiten, dazu bräuchte ich jedoch zwei Münder. Bevor ich die Metapher fortsetze, setze ich einen „Pointer“, meist in Form eines akustischen Ankers (Beim Online Practitioner: Doing Doing Doing…) der den ersten Teil der Metapher aus später wieder verfügbar macht.
4. Brigdging:
Manmal reicht ein Tag einfach nicht aus, um alle Aspekte eines Themas mit der gleichen Metapher zu präsentieren (Beispiel: Tag 5 und 6 des Online Practitioner – TimeLine). Dann empfiehlt es sich, eine Brücke einzubauen, mit der die Inhalte einer teilweise verwendeten Metapher über eine Pause hinweg „gerettet“ werden. Pausen für Übungen, allgemeine Pausen, die Mittagspause oder eine ganze Nacht bis zum nächsten Morgen: dafür brauchst Du die Technik des Bridging.
So, das soll reichen, für eine kleine Einführung in die Technik des beschleunigten Lernens mit IBAL. Es gäbe noch so viel mehr davon zu berichten. Zum Beispiel die Technik der verschränkten Metaphern, oder die Degressionstechnik beim Layering oder oder oder. Vieles davon ist wirklich nur für Trainer mit Erfahrung gedacht und ein großer Teil der Überraschung und des Spasses bei einem Workshopbesuch besteht ja auch darin, Dich auf eine neue Art des Lernens einzulassen, den Fachmann machen zu lassen und anhand der Ergebnisse zu beurteilen, ob er mit all dem, was er sich da ausgedacht hat, auch erfolgreich war.