Feedback geben und erhalten

Regeln für eine offene Kommunikation

In meiner Rolle als Lehrer vermittle ich den NLP-Coachingprozess nach dem bewährten Modell. Doch in der Praxis halte ich mich oft nicht sklavisch an solche festgelegten Strukturen. Vielmehr komme ich schnell und direkt auf den Punkt – ohne unnötige Umwege. Diese Direktheit sehe ich als meine Stärke. Ein Teilnehmer am Trainertrack hat dafür einen treffenden Namen gefunden: ITF-Coaching – „In The Face Coaching“. Wörtlich übersetzt bedeutet es „Ins Gesicht Coaching“, oder umgangssprachlich auch „Ohrfeigencoaching“.

Direktes Feedback geben

Für mich diese Art des Coachings keine Ohrfeige – ich halte es für eine Art von Ehrlichkeit. Mein Feedback ist direkt, klar und ohne Schnörkel. Und genau das schätzen meine Teilnehmer. In den vielen Jahren meiner Lehrtätigkeit habe ich Tausenden von Menschen geholfen, mit direktem Feedback ihr Leben positiver zu gestalten. Meine Erfahrung gibt mir ein geschultes Auge für das Wesentliche: Die Antwort auf die Frage nach dem einfachsten Weg zur größtmöglichen Veränderung? Was bringt da den entscheidenden Durchbruch?

Anstatt mich in vorsichtigen Formulierungen zu verlieren, spreche ich jene Themen direkt an, von denen ich meine, dass sie wirklich zählen. Direkt, klar, ohne Umwege. Was ist die Grundlage all dessen? Gutes Feedback. Feedback soll ehrlich, präzise und vor allem wirkungsvoll sein. Lass mich Dir zuerst meine Definition von Feedback geben:

„Feedback ist jede kommunizierte Information über das Verhaltens Deines Gegenüber. Ihr Ziel ist, ihm sein Verhalten bewusst zu machen und damit zu beeinflussen.“

Mit Sicherheit befindest Du Dich oft in Situationen, in denen jemand Feedback von Dir erwartet – sei es ein Kollege, ein Freund, Dein Partner oder jemand aus Deinem Team. Jeder braucht hin und wieder eine ehrliche Rückmeldung dazu, ob sein Verhalten „sozialkompatibel“ ist. Vielleicht ist das Geben von Feedback sogar ein zentraler Bestandteil Deiner Arbeit. Nicht nur als Führungskraft kennst Du die Herausforderung, den richtigen Ton zu treffen.

Feedback ist eine Gratwanderung. Auf der einen Seite verlangt es von Dir Einfühlungsvermögen, Taktgefühl und die Fähigkeit, das Positive in anderen Menschen zu sehen. Schließlich willst Du Deine Mitmenschen nicht entmutigen, sondern ihnen helfen, zu wachsen. Doch nicht alles, was glänzt, ist auch Gold. Jeder Mensch hat Schwächen – und manchmal ist es wichtig, diese klar anzusprechen. Das erfordert Mut von Dir. Wie findest Du also die Balance, trotz einer positiven Grundeinstellung ein ehrliches und konstruktives Feedback zu geben?

Ich habe Dir einige Regeln zusammengestellt, die ich in meiner jahrelangen Praxis als besonders wertvoll empfunden habe. Beherzige sie – und vor allem: Trau Dich, Deine ehrliche Meinung zu sagen! Mit dieser „Regel“ bist Du schon auf dem richtigen Weg.

Regeln zum GEBEN von Feedback

Kläre die Bereitschaft

Bevor Du Feedback gibst, stelle eine einfache Frage: „Möchtest Du mein Feedback?“ Nicht jeder Mensch ist im Moment offen dafür. Der Kontext entscheidet darüber, ob Dein Gegenüber bereit ist, Deine Rückmeldung anzunehmen. Wenn er nicht offen dafür ist, sparst Du Dir und ihm eine Menge Frustration.

Respektiere die Freiheit der Entscheidung

Feedback solltest Du als Angebot formulieren. Es ist keine Anweisung und schon gar kein Befehl. Du kannst im Feedback mitteilen, was sein Verhalten in Dir auslöst. Ob er etwas ändert, liegt bei ihm. Hilfreicher als ein „Du solltest …“ ist ein „Wenn Du … tust, könnte das folgende Vorteile für Dich haben …“. So bleibt die Entscheidung bei ihm, ohne Druck oder Widerstand zu erzeugen.

Sei konstruktiv

Starte mit dem, was Dein Gegenüber gut macht. Danach gehe sachlich auf das ein, was er verbessern könnte. Emotionale Angriffe oder Vorwürfe führen nur zu Abwehrreaktionen. Biete ihm klare Perspektiven: „Wenn Du dieses Verhalten anpasst, könnte sich für Dich … verändern.“

Beschreibe, statt zu bewerten

Statt zu sagen: „Du bist unzuverlässig“, beschreibe sein konkretes Verhalten: „Du hast unsere Verabredung zweimal kurzfristig abgesagt.“ Bleibe in Deinen Sinneskanälen:

Sehen: „Ich habe beobachtet, dass Du …“
Hören: „Ich habe gehört, wie Du …“
Fühlen: „Ich habe mich dabei … gefühlt.“

Verallgemeinerungen wie „Du machst immer …“ blockieren die Bereitschaft zur Reflexion. Besser sagst Du: „In dieser Situation ist mir aufgefallen, dass …“

Nutze E-Prime: Verzichte auf das „sein“

Anstatt „Du bist ungeduldig“ versuche es mal mit: „Mir scheint, als wärest Du in dieser Situation ungeduldig gewesen.“ Das vermeidet die starre Zuschreibung und lässt Raum für einen Perspektivwechsel. Eine ausführliche Anleitung dazu findest Du in meinem E-Prime Video.

Der richtige Kontext zählt

In vielen asiatischen Kulturen wird Feedback so gegeben, dass niemand sein Gesicht verliert. Entweder in einem Vier-Augen-Gespräch oder in einer Weise, die es dem anderen ermöglicht, das Feedback anzunehmen, ohne sich öffentlich bloßgestellt zu fühlen. Gesichtsverlust kann dort so verletzend sein wie eine physische Wunde. Auch in unserer Kultur ist es klug, darauf zu achten, wann und wo Du ein Feedback gibst.

Stelle Fragen, um andere Perspektiven zu verstehen

Feedback ist keine Einbahnstraße. Nutze Fragen, um Dein Gegenüber zum Nachdenken zu bringen:

„Ist Dir schon einmal aufgefallen, wie Du …?“

„Wie siehst Du …?“

„Was könnte der Grund dafür sein, dass …?“

Mit solchen Fragen lädst Du zur Reflexion ein, statt Widerstand zu erzeugen. Echtes Feedback entsteht nämlich im Dialog.

Regeln für das ANNEHMEN von Feedback

Wenn Du von Deinem Chef oder einem guten Freund Feedback erhältst, bist Du erst einmal in der passiven Rolle. Du bist den Informationen ausgesetzt, ob sie Dir gefallen oder nicht. Das kann ziemlich herausfordernd sein, denn Feedback betrifft oft eine Verhaltensweise, die zu Missverständnissen oder Konflikten geführt haben.

Vielleicht neigst Du dazu, Entschuldigungen zu finden, Dein Verhalten zu beschönigen oder Dich in einem besseren Licht darzustellen. Gerade jetzt kommt Dein Gegenüber mit einer ganz anderen Perspektive – und höchstwahrscheinlich hat er gute Gründe dafür. Kritik auszuhalten ist nie einfach, weder für den, der sie gibt, noch für den, der sie erhält.

Nimm das Feedback richtig auf

Betrachte Feedback als eine Chance und ein Angebot, mehr über Dich selbst zu erfahren. Jemand nimmt sich die Zeit und geht das Risiko ein, Dir seine ehrliche Einschätzung zu geben. Das ist auch ein Zeichen, dass ihm die Beziehung zu Dir wichtig ist. Anstatt es als Angriff zu sehen, erkenne es als eine gute Möglichkeit zur Weiterentwicklung.

Lasse Dein Gegenüber vollständig ausreden. Du kannst nicht wissen, was er sagen will, bevor er es zu Ende formuliert hat. Widerstehe dem manchmal wirklich starken Impuls, Dich zu rechtfertigen oder zu verteidigen. Denke daran: Dein Gegenüber beschreibt nicht, wer Du bist, sondern wie Du auf ihn wirkst – und welche Konsequenzen das für ihn hat. Diese Wahrnehmung kannst Du nicht durch Argumente verändern.

Dankbarkeit statt Verteidigung

Zeige Wertschätzung dafür, dass Dein Gegenüber sich die Mühe gemacht hat, Dir Feedback zu geben. Es erfordert Charakterstärke, Kritik anzunehmen und daraus zu lernen. Bevor Du vorschnell über die Person urteilst, die Dir das Feedback gegeben hat, stelle sicher, dass Du sie richtig verstehst. Hier helfen Dir gezielte Fragen aus dem Metamodell der Sprache:

  • „Was genau meinst Du mit …?“
  • „Wie genau meinst Du, soll ich …?“

Mit solchen präzisierenden Fragen vermeidest Du Missverständnisse und kannst das Feedback einordnen.

Prüfe das Feedback kritisch

Nicht jedes Feedback ist auch richtig und zutreffend. Überlege, ob es mit früheren Rückmeldungen von anderen Menschen übereinstimmt. Hast Du schon ähnliches von Freunden oder Deinem Partner gehört? Frage Freunde oder Kollegen nach ihrer Einschätzung. Dann kannst Du besser einordnen, ob das Feedback einen echte Chance zur Entwicklung darstellt oder ob es „nur“ eine Einzelmeinung widerspiegelt.

Bleibe Dir selbst gegenüber ehrlich. Stelle Dir unbequeme Fragen:

  • Lehne ich Kritik reflexartig ab?
  • Wehre ich mich mit Gegenangriffen, um von mir selbst abzulenken?
  • Verstehe ich Feedback absichtlich falsch, um es nicht annehmen zu müssen?

Feedback als Lernprozess

Mit dem Thema „Feedback“ navigierst Du in den komplexen Gewässern der zwischenmenschlichen Kommunikation. Da gibt es viele Fallstricke, und manchmal kann es sich anfühlen, als würdest Du auf eine Sandbank auflaufen. Doch selbst wenn Dein Schiff einmal kentern sollte, kannst Du ans Ufer schwimmen. Mit anderen Worten: Übung macht den Meister.

Ich liebe es, Feedback zu geben und zu erhalten. Es ist ein zentraler Bestandteil meiner Entwicklung. Was bringt es mir, mir einzubilden, dass ich der Allergrösste bin und zu ignorieren, was andere von mir denken? Dann lebe ich in einem Elfenbeinturm und bin einsam mir selbst ausgeliefert. Ich frage lieber aktiv nach Meinungen – selbst wenn sie nicht mit meiner eigenen übereinstimmen. Ich wünsche Dir den Mut, beide Seiten des Feedbacks für Dich auszuprobieren.

4 Antworten

  1. Lieber Chris,seit 7 Jahren hat es hier kein Feedback mehr gegeben zu Deinem Artikel😉, der mich seeehr bereichert, der in mir Freude und Experimentierlust ausgelöst hat.
    Ich war sehr lange eine Kritikmimose, d. h. bei der Ankündigung von Feedback habe ich schon mein Schutzschild gezückt. Es ist inzwischen besser geworden und ich kann Feedback mehr und mehr als Unterstützung sehen.
    Und dank Deines für mich sehr ei ladenden Artikels kann ich jetzt noch einige Schritte weiter ins Annehmen gehen!
    Herzlich Ute Strauß

  2. Einen sehr interessanten Blog mit tollen Themen haben Sie hier! Vor allem im Bereich Coaching haben Sie viele interessante Artikel, die ich mir in der Zukunft allesamt durchlesen werde.

    Viele Grüße aus Bielefeld

  3. Danke für die Newsletter.
    Ich schaue gerne rein
    und erinnere mich an
    das erlebnisreiche Seminar.
    Was ich dort lernen durfte
    verwende ich bis heute.
    LG ans ganze Team
    Ulrike

  4. Danke für diesen klärenden und hilfreichen Artikel. Das Thema Feed Back geben ( und nehmen), ist ein echtes Minenfeld. Als, an den zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen Menschen, und den dahinter stehenden Mechanismen interessierter Mensch, bin ich dankbar für Deine Ansichten und hilfen zu den Themen dazu.
    Alles Liebe, Christoph

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Chris Mulzer | Trainer für NLP & Hypnose

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