In vielen Situationen ist es wichtig, dass Du Deine Kommunikation so gestaltest, dass Du sicher sein kannst: Deine Botschaft erreicht ihren Empfänger so, wie Du es geplant hast. Man sagt ja schließlich: „Kommunikation ist das, was bei Deinem Gegenüber ankommt.“ Dieses Ergebnis willst Du sicherstellen können. Du kannst das Phänomen der sprachlichen Verwässerung sehr einfach an anderen Menschen beobachten. Stelle eine Frage und oft erzählt Dir Dein Gegenüber, was ihm oder ihr gerade in den Sinn kommt – und weniger das, was Du eigentlich wissen wolltest. Achte mal darauf, ob Du mit Fragen, die Du stellst, auch das beantwortet bekommst, was Du wissen willst. In diesem Artikel sensibilisiere ich Dich für eine besonders hilfreiche Möglichkeit, präzise zu kommunizieren.
Das Phänomen der Redundanz
Vielleicht kennst Du das: Du fragst jemanden nach einer Information, und diese Person erzählt Dir den Inhalt gleich viermal – jedes Mal leicht anders. In der Sprachwissenschaft nennt man das eine Redundanzschleife. Vielleicht hattest Du bereits beim ersten Mal alles verstanden, doch Dein Gegenüber wiederholt es trotzdem. Warum? Wann glaubst Du seiner Aussage wirklich?
Im NLP gibt es für dieses Phänomen einen Namen innerhalb der Metaprogramme. Es wird das „Wie-oft-Programm“ genannt. Du kannst es herausfinden wenn Du Dir die Frage stellst: „Wie oft muss ich eine Information wiederholen, bis sie mein Gegenüber verstanden hast?“ In meinen Workshops drehen sich viele meiner Geschichten um diese Überzeugungsschleifen. Ich nutze sie bei Veränderungen von Glaubenssätzen. Ich frage mich, wie viele Beweise für eine These ich liefern muss, bis Du mir glaubst? In der Alltagskommunikation begegnet Dir noch eine andere Art von Redundanz.
Redundanz live erlebt – Ein Restaurantbesuch in London
Vor einiger Zeit saß ich in einem angesagten Restaurant in London. Nicht nur das Essen war außergewöhnlich – der Besuch brachte mir ganz neue Einsichten in die Kunst der Kommunikation. Der Chefkoch, Heston Blumenthal ist ein kreativer Meister der mit seinen Gerichten die britische Kochgeschichte erforscht und sie in einem Menü neu interpretiert präsentiert. Das, was auf den Teller kam, war nicht mein Highlight, es war das „Wie“.
Wir saßen zu fünft am Tisch, direkt gegenüber der Essensausgabe. Das ist kein altmodisches Durchreichefenster, sondern eine breite Edelstahltheke, auf der das Essen vor dem Servieren angerichtet wird. Hier standen die gewärmten Teller und viele kleine, vorab vorbereiteten Zutaten wurden darauf angerichtet. Ich sah einen perfekt organisierten Tanz der Köche: Fokus überall, es fiel kein überflüssiges Wort, überall herschte peinliche Sauberkeit und eine beeindruckende Ruhe. Achtzehn Köche arbeiteten auf engstem Raum – und versorgten die etwa achtzig Gäste mit nonchalanter Professionalität.
Hielt ein Koch eine Pfanne in der Hand und passierte ihm ein Malheur, säuberte der daneben arbeitende Koch ohne große Umstände den Platz seines Kollegen. Das war der Moment, in dem ich NLP anschaltete, mit Augen und Ohren. Denn Teamarbeit heißt ja auch Teamkommunikation. Die gegenseitige Aufmerksamkeit ist nur ein Aspekt dieses unsichtbar ineinander greifenden Räderwerks. Es hat in seinem perfekten Funktionieren eben die Qualität zum Ergebnis, die Restaurantkritiker regelmäßig zu begeistertem Lob veranlasst.
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Redundante Kommunikation bei Profis
Hier lief die Arbeit ab, wie ein präzises Uhrwerk. Ich konnte beobachten, welchen Weg eine Bestellung nimmt, wenn sie vom Gast aufgegeben wird, bis ihm das fertige Gericht serviert wird. Hier stand der Chef (das meine ich im doppelten Sinne des Wortes) am Pass und zerlegte jede Bestellung eines Tisches in die einzelne Komponenten. Seine Informationen erhielt er vom Servicepersonal, die den Wünschen der Gäste nachkamen und eigene Informationen hinzufügten.
„Tisch 16 – nächsten Gang schicken“ „Tisch 4 wartet…“ waren einige der Sätze die vom Service kamen. Das übersetzte der Chef dann in: „zweimal Meat Fruit, viermal Frumentry“. Aus verschiedenen Ecken der Küche kam prompt die Antwort: „Yes, Chef!“ Kam die Antwort nicht sogleich, wiederholte er seine Anweisung eine Nuance lauter, bis das „Yes, Chef!“ kam. Die fertigen Gerichte lieferten die Köche am Pass ab, wo vier Köche nebeneinander die einzelnen Zutaten aus den Töpfen auf Tellern anrichteten.
Mit Pinzetten und seltsamen Hilfsmitteln komponierten sie die Gerichte, bis sie aussahen, als wären sie die Vorlage für ein Fotobuch und nicht zum sofortigen Essen bestimmt. Ich wusste: ich sah nur die Spitze des Eisberges und bemerkte nichts von den eigentlichen Fähigkeiten der Köche. Ihre Meisterschaft präsentierte sich als Mühelosigkeit in der Ausführung.
Rückbestätigung – Kommunikation mit Sicherheitsnetz
In der Spitzengastronomie oder beim Militär, überall da, wo kein Fehler erlaubt ist, herrscht eine eiserne Regel. Eine Anweisung gilt erst als angekommen, wenn sie auch bestätigt wurde. Du kennst vielleicht das markige „Sir, YES, Sir!“ aus den amerikanischen Filmen über das Militär. Diese Rückbestätigung verhindert Missverständnisse.
Auch bei der deutschen Bundeswehr wird die systematisierte Rückbestätigung eines Befehls gelehrt:
„Gefreiter Müller, sie haben die Aufgabe, diese Nachricht unverzüglich Hauptmann Huber 20 Klicks Nordnordost auf der B 12 bei der 127ten Kompanie zu überbringen!“ mag ein Befehl lauten.
„Jawoll, Herr Hauptmann, Gefreiter Müller. Ich habe die Aufgabe, diese Nachricht an Hauptmann Huber, 20 Klicks Nordnordost auf der B 12 bei der 127ten Kompanie abzugeben!“ lautet die geforderte Antwort.
Redundanz in der Kommunikation ist nicht nur für Köche und Soldaten wichtig, Sie ist auch für Deinen Alltag wichtig.
Redundante Kommunikation für mehr Klarheit im Alltag
Du kannst für Deine Kommunikation im Alltag eine Faustregel formulieren: Auch Deine Aussage gilt erst als vollständig verstanden, wenn Du eine Rückbestätigung dafür erhalten hast.
Wenn Du etwas sagst, zählt das,
was bei Deinem Gegenüber angekommen ist,
nicht das, was Du kommunizieren wolltest.
Starte doch ein kleines Experiment. Kommuniziere für den Rest des Tages besonders präzise und mit Rückbestätigung. Erster Grundsatz: DU bist für eine präzise Kommunikation verantwortlich, nicht Dein Gegenüber. Wenn Dein Gegenüber mit Dir spricht und Dir Informationen gibt, stelle am Ende die wichtige Frage:
„Habe ich Dich richtig verstanden, dass….?“
Dann wiederholst Du, was Du glaubst, von Deinem Gegenüber verstanden hast. Du wirst Dich verwundern, wie oft das, was Du glaubst verstanden zu haben, korrigiert wird.
Wenn Du Informationen weitergibst, kannst Du nach Deinem Satz Dein Gegenüber fragen: „Was hast Du verstanden?“ Und erneut wirst Du erstaunt sein, wie oft Deine klar gemeinte Aussage ganz anders interpretiert wird. Dieser „Trick“ hilft Dir im Beruf besonders beim Beginn von Projekten. Mit redundanter Kommunikation vermeidest Du Missverständnisse. Sie hilft Dir, Zeit, Energie und Kosten zu sparen.
1 Antwort
Hallo Chris,
danke für Deine Beobachtungen und Denkanstösse.
Ich arbeite in meinen Trainings sehr viel am Thema präzise Kommunikation, weil es gerade bei der „Methodischen Fehlersuche“ sehr darauf ankommt, möglichst alles richtig und vollständig zu verstehen.
Sehr gute Erfahrungen mache ich dabei, wenn im Gespräch die Aussagen des Partners wörtlich gespiegelt (d.h. wichtige Worte exakt wiederholt werden). Am besten während man sie für den anderen sichtbar aufschreibt.
Sätze wie „Habe ich Sie richtig verstanden, dass….?“ haben sich dagegen weniger bewährt, weil meistens eine Zusammenfassung des vermeintlich gesagten folgt, die dann oft meine Interpretationen mit hinein bringt. Dem Partner fällt es dann nach meiner Beobachtung oft schwer, sein gesagtes und mein interpretiertes wieder auseinanderzupflücken und bestätigt der Einfachheit halber meistens beides.
Wenn wir sowas im Training unter kontrollierten Bedingungen (d.h. vorher feststehender Faktenlage) durchspielen, kommt am Ende des paraphrasierens fast immer „Stille Post“ heraus.
Besser geht es mit dem vollständigen wiederholen, wie Du es ja auch beschrieben hast. Allerdings ist das in längeren Gesprächen für beide Seiten extrem mühsam und wird auch nur in wenigen Sondersituationen (wie Du sie genannt hast) akzeptiert.
Schönen Gruß vom Gegenbeispielsortierer
Ferdinand