Repräsentation (lat. repraesentare: wiedergeben, nachahmen) ist auf die menschliche Wahrnehmung bezogen die Darstellung der Realität durch die Sinnesorgane. Die Repräsentationssysteme (Submodalitäten) beziehen sich jeweils auf einen Deiner fünf Sinne: Sehen (Visuell), Hören (Auditiv), Fühlen (Kinästhetisch) Riechen (Olfaktorisch) und Schmecken (Gustatorisch). Mit Deinen Sinnen bildest Du die Wirklichkeit der Welt in Deinem Inneren ab.
Dein Gehirn als Künstler
Es kann einem Künstler mit ein paar Pinselstrichen gelingen, Dir das Entstehen einer eigenen Welt ins Gehirn zu projizieren. Stelle Dir vor, wie viele Prozesse im Hintergrund bei Dir dafür ablaufen müssen. Es liegt nahe, für jeden Sinneskanal die gleiche Beeinflussbarkeit anzunehmen. Das führt zu einer wichtigen Grundannahme im NLP:
“Alle Unterscheidungen in Bezug auf Deine Wahrnehmung sind durch die Sinneskanäle darstellbar.”
Aus Deinen Sinneswahrnehmungen setzt sich die Welt zusammen, die in Dir entsteht. Diese Welt stellt sich für JEDEN Menschen anders dar und mit Deiner Sprache beschreibst Du anderen Menschen, wie DEINE Welt gestaltet ist. Ich meine, es ist eine gute Idee, ein Bewusstsein dafür zu bekommen (oder zu haben), welche Sprache Du dazu nutzt. Die heutige Übung ist perfekt dafür geeignet.
Video Grundannahme Nr. 8
Wie kann anderes Tun zustande kommen? DARUM geht es im heutigen Artikel. Im weiteren Kontext beschreibt Dir die heutige Grundannahme, wie sich aus Deiner Sinneswahrnehmung das Bild Deiner Realität formt – und was Du dazu tun kannst, wenn Dir dieses Bild, also die Realität nicht gefällt.
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Die Erforschung der Wahrnehmung
Bereits im Jahre 1749 veröffentlichte der Philosoph Étienne Bonnot de Condillac ein Buch mit dem Titel: Traité des systèmes auf Deutsch: Traktat über die Systeme. In verschiedenen Gedankenexperimenten beschäftigte er sich mit der Frage, was wohl passieren würde, wenn Menschen nur über einen einzigen Sinneskanal verfügen würden. Er fand heraus, dass Du in einem komplexen Prozess die Welt, wie Du sie wahrnimmst und in Erinnerungen speicherst, mit Deiner ganz speziellen Sprache beschreibst. Die Worte aus denen Deine Sprache besteht, spiegelt ziemlich genau auch die Präferenzen Deiner Sinneskanäle wieder.
Diesen Ansatz machte sich Alfred Korzybski später zunutze, als er in den dreißiger Jahren des 20.Jahrhunderts das Neuro Linguistische Training entwickelte. Von ihm stammt die Bezeichnung der Sinneskanäle als “Repräsentationssysteme”. Korzybski beobachtete, dass jeder Mensch mit den Äusserungen, die er von sich gibt, auch die Welt beschreibt, die er wahrnimmt. Die Welt, die Du wahrnimmst, wird ja beständig durch Deine Neigungen, Glaubenssysteme und Präferenzen gefiltert. Richard Bandler und John Grinder kannten die Arbeiten Korzybskis und nahmen sie in das gerade entstehende Modell von NLP auf. Das klingt jetzt vielleicht etwas theoretisch, nicht wahr? Was bedeutet das nun für Dich?
Deine Sinneskanäle und Deine Realität
Nun, Du besitzt eine Menge an Sinnesorganen. Deine Augen, die Ohren, die taktile Wahrnehmung, die Geschmacks- und Geruchsrezeptoren, das sind die fünf wichtigsten beileibe aber nicht Deine einzigen Sinnesorgane. Mit ihnen erfasst Du das Spektrum Deiner Realität um Dich herum – bewusst und unbewusst. Die Resultate speicherst Du auf geeignete Weise im Gehirn ab und bildest Dir gleichzeitig ein Abbild der Welt daraus, das Du Realität nennst.
Zusätzlich speicherst Du auch vorgestellte und selbst konstruierte Erlebnisse im Gehirn ab. Dein Gehirn behandelt diese konstruierten Erlebnisse genau so, wie tatsächlich erlebte. Damit habe ich ausführlich beschrieben, was die neunte Grundannahme besagt:
Dein wahrgenommener Erlebnisstrom, also das, was Du als Realität bezeichnet, wird nach Sinneskanälen gegliedert in Deinem Gehirn gespeichert.
Deshalb kannst Du mit etwas Übung jedes Erlebnis in den einzelnen Sinneskanälen auch separat erinnern. Im NLP nennen wir die Eigenschaften dieser Kanäle die “Submodalitäten” , auf gut deutsch, die Unter-Eigenschaften.
Durch Experimente fanden Richard Bandler und John Grinder heraus, dass für die Prozesse konstruktiver Veränderung die Beschränkung auf nur drei Sinneskanäle ausreichend ist. Diese Kanäle sind:
- Deine Augen, der Visuelle Sinneskanal also alles, was Du siehst oder Dir in Bildern im Kopf vorstellst.
- Deine Ohren, der Auditorische Sinneskanal, also alles, was Du hörst und wie Du im Kopf mit Dir sprichst.
- Deine Gefühle, der Kinästhetische Sinneskanal, also alles, was Du mit Deinem Körper fühlst und an Gefühlen in Dir erlebst.
Damit kannst Du die die neunte Grundannahme konzentrierter ausdrücken. Sie heisst dann: Alle Unterscheidungen in Bezug auf Dein Verhalten sind durch drei Sinneskanäle darstellbar. Sie sind Visuell, Auditorisch und Kinästetisch.
Präferierte Sinneskanäle – Leitsysteme im NLP
Jeder Mensch hat seine Vorlieben und Abneigungen bei der Nutzung seiner Sinneskanäle. Im Modell von NLP spricht man bei einer solchen Vorliebe vom Leit- oder Präferenzsystem. Wenn Du einmal zwei NLPlern beim Diskutieren zuhörst, wirst Du öfter Begriffe hören wie: die Person X ist ein Visueller, oder die Person Y ist ein Kinästhet. Diese Bezeichnung bezieht sich auf das Leitsystem der jeweiligen Person. Diese Person und natürlich auch Du, ihr nutzt jedoch beileibe nicht nur einen Sinneskanal und damit ein Repräsentationssystem. Im normalen Leben bist Du, je nach Notwendigkeit, einmal ein „Visueller“. Dann stellst Du Dir vielleicht gerade Bilder von tollen Erlebnissen Deines anstehenden Urlaubs vor. Etwas später wirst Du dann „Auditorisch“, weil Du mit Dir selber sprichst und Dich im internen Zwiegespräch lobst oder kritisierst. Und wieder ein anderes Mal bist Du ein „Kinästhet“, wenn Du Dich nämlich so sehr über eine gute Nachricht freust dass Dein Herz schneller schlägt. Diese Vielfalt ist wichtig und gut.
Es gibt eine Menge an Dingen, die Du täglich mit der Vorliebe für einen Sinneskanal tust und die mit der Nutzung eines anderen Kanals viel weniger Sinn oder Spaß machen würden. Denke nur einmal daran, wie es ist, wenn Du mit Deinem Partner im Bett liegst und Dich mit den “schönen Dingen” des Lebens beschäftigst. Sicherlich stellst Du Dir dabei visuell vor, wie Du die Möbel in Deinem Wohnzimmer neu ordnest, oder? Naja, wenn das der Fall ist, dann ist schnellstens Veränderung bei Dir angesagt. Ich rate Dir bei einer solchen Gelegenheit IN Deinem Körper zu sein und jede Einzelheit intensiv – kinästhetisch – in und an Deinem Körper zu fühlen! Das ist viel intensiver und angenehmer als visuelle Vorstellungen, aber da sage ich Dir bestimmt nichts Neues.
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Die Eigenschaften verschiedener Leitsysteme
Interessant wird es, wenn Du weisst, dass jeder Mensch seine Präferenzen in der Nutzung seiner Sinneskanäle auch durch die Gestaltung seiner Sprache ausdrückt. Vielleicht interessieren Dich ein paar Ausdrücke und die entsprechende Charakterisierung der dazugehörigen Typen.
Der visuelle Mensch
Der häufig visuelle Mensch beispielsweise jongliert gerne mit Bildern. Er nutzt auch entsprechende Ausdrücke: „Das steht doch klar und deutlich vor meinen Augen!“ oder „Diese Idee hat leider keine Perspektive!“ oder um mit Franz Beckenbauer zu sprechen: „Schaun mer mal, dann sehn mer schon!“ Der visuelle Typ redet gerne ohne Punkt und Komma und plappert dahin wie ein Wasserfall. Das kann er auch, die hohe Geschwindigkeit der Verarbeitung im visuellen Kanal generiert ihm einen schnellen Output an Wörtern. Oft ist die Stimmlage visueller Menschen hoch, sie atmen mit kurzen Atemzügen im oberen Bereich der Brust, weil die kurzen Sprechpausen für ein tiefes Atemholen einfach nicht lang genug sind. Vielfach haben visuelle Menschen Nackenschmerzen. Das kommt vom genauen Hinschauen, verbunden mit dem Zusammenkneifen der Augen. Ein relativ sicheres Anzeichen für einen visuellen Typen ist auch das „Deuten“ mit dem Zeigefinger. Im Englischen nennt man diese Typen deshalb die „Pointers“.
Der auditorische Mensch
Mit wohl gesetzten Worten und angenehmer Stimme äußert sich der auditorische Mensch. Die Atmung läuft ruhig im mittleren bis unteren Bereich des Brustkorbs. Er ist ein guter Unterhalter und launiger Witzeerzähler. Er diskutiert mit sich im Kopf und legt sich seine Pläne in internen Gesprächen zurecht. Politiker, Lehrer und Schauspieler und auch mich im Workshop findest Du oft als akustische Typen. Wer öfters mit sich selbst im Kopf spricht, sagt vielleicht: „Das hört sich gut an!“ oder „Ihr Vorschlag klingt ganz gut!“ Er hört gerne Musik und wenn es ihm einmal nicht so gut geht, legt er sich auf die Couch, setzt sich den Kopfhörer auf und versinkt in seiner akustischen Welt. Probiere es ruhig einmal aus, diese Technik funktioniert auch für Dich richtig gut! Höre einmal ruhige klassische Musik, wenn es Dir nicht so gut geht, oder beim Arbeiten “Coffetable Jazz”, den findest Du unter diesem Stichwort bei YouTube.
Der kinästhetische Mensch
Eine lange Pause nach einer Frage, eine tiefe, sonore Stimme und eine langsame Sprechweise kennzeichnen den kinästhetischen Typ. Er ist sehr einfühlsam, was die Belange anderer Menschen betrifft, man nennt ihn oft einen Versteher. Meist spielt er eine eher versteckte Rolle bei lebhaften Gesprächen. Die visuellen Schnellredner nutzen die für ihn notwendigen und längeren Redepausen, um ihm ins Wort zu fallen. Weil er dann wiederum Zeit braucht, um herauszufinden, wie sich diese Unterbrechungen gerade anfühlen, gerät er oft aus dem Takt des üblichen Gesprächs und wirkt damit eher still und in sich zurückgezogen. Aber in seinem inneren tobt das Leben mit vielen und starken Gefühlen. Der Kinästhet ist ein wunderbarer Liebhaber. Er kann sich vollständig in seiner Gefühlswelt und in der seiner Partner verlieren. Er ist wegen seiner Genussfähigkeit oft von relativ korpulentem Körperbau. Ein Kinästhet gibt vielleicht folgende Sätze zum Besten: „Oh, wir müssen dieses Projekt unbedingt und sicher auf die Schienen nageln!“ oder „Das ist ja nicht zu fassen…!“ oder „Ich fühle mich nicht wohl, in dieser Umgebung…“
Übung: Achte auf die Sprache
Wie Du die Welt wahrnimmst, bestimmt bei den meisten Menschen eine komplizierte unbewusste Strategie. Doch die Präferenzen spiegeln sich in Deiner Sprache.
Du kannst in den nächsten Stunden darauf achten, welche Sprache, welche Worte die Menschen in Deiner Umgebung benutzen. Die verwendeten Worte werden Dir Hinweise auf die momentane Präferenz ihres Sinneskanals geben. Hörst Du eher eine visuelle, akustische oder kinästhetische Struktur. Passt Dein Hören mit dem zusammen, wie Du die Person siehst? Du findest mehr Informationen über typische Merkmale der einzelnen Sinneskanal-Präferenzen im Artikel auf der Webseite.
Vielleicht möchtest Du weiter experimentieren. Du kannst Deine eigene Sprache so verändern, dass sie zum gerade wahrgenommenen Präferenzkanal Deines Gegenübers passt. Gute Verkäufer nutzen dies.
Kannst Du überhaupt mit Deiner Sprache in andere Sinneskanäle wechseln? Kannst Du beispielsweise Dein Sprachtempo schneller oder langsamer gestalten? Kannst Du tiefer oder höher sprechen? Hast Du visuelle, akustische oder kinästhetische Wörter in Deinem Wortschatz zur Verfügung? Ich beschreibe das Ergebnis Deiner Übung mit folgendem Satz: Verändere Deine Sprache und Du veränderst Deine Welt!
Abschluß
Lass mich zum Schluss noch einmal die neunte Grundannahme so zusammenfassen: Du benutzt Deine Sprache, um die Welt, wie Du sie wahrgenommen hast, zu beschreiben. Dann kannst Du die Essenz von NLP mit folgenden Worten beschreiben:
Lerne, die Struktur Deiner Sprache zu verändern und Du veränderst die Welt