Stell Dir vor, Du bist in einem Gespräch. Es läuft gut – bis Dein Gegenüber wieder mal dieses eine Verhalten zeigt. Vielleicht rollt er mit den Augen. Vielleicht unterbricht er Dich ständig. Vielleicht redet er in „diesem Tonfall“, der Dich auf die Palme bringt und bei Dir sofort die innere Schranke runterfahren lässt. Ehe Du Dich versiehst, reagierst Du – wie immer. Entweder mit Rückzug, Ärger oder mit Deinem inneren Monolog, der ungefähr so klingen kann: „Das darf doch nicht wahr sein! Warum immer ich?“
NLP Format: Der New Orleans Flexibility Drill
Kommt Dir das bekannt vor? Willkommen im Alltag des New Orleans Flexibility Drills – ein NLP Format, das nicht auf Erklärungen oder Ursachenanalyse setzt, sondern auf direkte Verhaltensflexibilität. Denn immer mehr vom Selben bringt Dir nichts.

In vielen Situationen tappst Du nämlich in die immer gleiche Falle: Du wiederholst das, was nicht funktioniert – lauter, länger, emotionaler. Du erklärst es noch ein drittes Mal. Du wirst noch deutlicher. Oder Du ziehst Dich komplett zurück – in der Hoffnung, dass der andere es endlich merkt. Genau das ist der Punkt: Veränderung beginnt nicht beim anderen. Sie beginnt bei Dir selbst. Und da ist Deine Flexibilität der Schlüssel.
Das Format, das ich Dir gleich näher vorstellen werde, wurde schon 1988 entwickelt – in einer frühen NLP-Übungsgruppe in New Orleans. Es war keine Theorieübung, sondern eine echte Notlösung für den Alltag: Die Teilnehmer der Gruppe wollten lernen, mit schwierigen Personen besser klarzukommen. Also entwickelten sie ein Trainingsfeld, in dem genau das geübt wurde. Statt über den Anderen zu schimpfen, lernten sie, sich selbst zu stärken. Hier ein paar ganz konkrete Beispiele aus dem Leben, in denen der New Orleans Flexibility Drill Dein Leben verändern kann:
- Kollegengespräche, die Dich regelmäßig auf die Palme bringen: Du weißt genau, wer wieder den Redeanteil an sich reißen wird – und bist jedes Mal genervt.
- Familienfeiern mit Onkel Rechthaber: Du nimmst Dir vor, entspannt zu bleiben – und sitzt doch am Ende mit wütendem Puls am Tisch.
- Vertriebssituationen: Dein Kunde testet Deine Geduld – subtil, aber mit System. Du willst professionell bleiben, aber innerlich zieht sich alles zusammen.
- Präsentationen oder Vorträge: Du kommst ins Stocken, sobald jemand lacht, die Stirn runzelt oder auf sein Handy schaut.
- Beziehungen und Freundschaften: Dein Gegenüber reagiert passiv-aggressiv, und Du merkst, wie Du wieder in alte Muster fällst – zu viel erklären, zu schnell nachgeben, innerlich auf Rückzug.
Was haben all diese Situationen gemeinsam? Du hast ein festgelegtes Verhaltensmuster – und der Gegenpart bestimmt das Spiel. Mit dem Drill kannst Du das ändern. Du trainierst, bei Dir zu bleiben, Deine Reaktion zu verändern und Deine Handlungsfreiheit zurückzuerobern.
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Erleben statt analysieren
Das ist der große Unterschied zu vielen anderen Ansätzen im Coaching: Beim New Orleans Flexibility Drill geht es nicht um das Verstehen Deines Musters. Es geht um das Erleben – und um den gezielten Aufbau von neuen Handlungsmöglichkeiten. In der Übung spielt Dein Partner bewusst den Gegenpart mit dem Verhalten, das Dich normalerweise triggert. Das ist keine alberne Schauspielerei – das ist ein kraftvoller Spiegel. Plötzlich hast Du die Möglichkeit, in einem sicheren Rahmen auszuprobieren, ob oder vielmehr WIE Du anders reagieren kannst. Du gehst nicht in die Vermeidung oder Kompensation. Nein – Du bleibst mitten in der Situation und bringst etwas Neues hinein:
Einen Ressourcenanker.
Eine andere innere Haltung.
Eine neue emotionale Grundlage.
Das mag sich manchmal ungewohnt anfühlen und manchmal ist es sogar absurd. Doch meistens ist es unglaublich befreiend. Denn plötzlich merkst Du, dass Du gar nicht mehr reagieren musst, wie früher. Du kannst neu handeln. Du kannst führen. Du kannst souverän bleiben, selbst, wenn der andere sich auf den Kopf stellt. Hier stelle ich Dir den New Orleans Flexibility Drill als klassisches NLP Format vor:
1. Zusammenfassung
Der „New Orleans Flexibility Drill“ trainiert Deine Fähigkeit, Dich flexibel auf das Verhalten anderer Menschen einzustellen – besonders dann, wenn Dich deren Verhalten nervt, provoziert oder überfordert. In diesem Format lernst Du, in herausfordernden Situationen mehr Ressourcen zu finden und mit ihnen umzugehen. Das Format hilft Dir dabei, emotionale Reaktionen bewusst zu verändern, souverän zu bleiben und Dein Verhalten bewusst zu steuern – selbst dann, wenn andere Menschen Dich „testen“. Du lernst: Wenn das, was Du tust, nicht funktioniert – hast Du die Option, etwas ANDERES zu tun.
2. Konstellation / Setting
Die Übung wird idealerweise zu dritt durchgeführt.
- Person A spielt das störende Verhalten möglichst authentisch.
- Person B trainiert die eigene Flexibilität im Umgang mit dem getriggerten Zustand.
- Person C beobachtet, gibt Feedback und unterstützt beim Finden und Ankern von Ressourcen.
Es ist sinnvoll, das Format dreimal durchzuspielen, damit jede Person jede Rolle einmal erlebt.
3. Prozessinstruktionen (Anleitung Schritt für Schritt)
Schritt 1 – Der Trigger wird beschrieben
Person B beschreibt ein Verhalten, das sie bei anderen Menschen als besonders unangenehm oder nervig empfindet.
Person A spielt dieses Verhalten nach – so echt, übertrieben oder exzentrisch wie möglich.
Ziel: B soll in den Zustand kommen, den sie als „wenig ressourcevoll“ empfindet.
Person C hilft A, diesen Zustand wirkungsvoll zu triggern.
Schritt 2 – Der Zustand wird intensiviert
A wiederholt das Verhalten mehrmals – mit Unterstützung von C.
Das darf lustig, peinlich oder sogar wütend machen.
Ziel: B kommt intensiv in den „Problemzustand“ – z. B. Ärger, Ohnmacht, Unsicherheit, Hilflosigkeit.
Schritt 3 – Ressourcen werden gefunden und geankert
B fragt sich innerlich: „Was bräuchte ich jetzt, um ruhig, souverän oder schlagfertig zu bleiben?“ Diese Ressourcen (z. B. Gelassenheit, Humor, Fokus, Klarheit) aktivierst Du mit einem Ressourcenanker (z. B. ein Druckpunkt am Finger, ein Wort, eine Geste). Wenn nötig, können mehrere Ressourcen gestapelt werden („Stapelanker“). C hilft B beim Finden, Verstärken und Ankern.
Schritt 4 – Der Test der neuen Reaktion
A provoziert B erneut mit dem gleichen Verhalten.
B löst bewusst den Anker aus – und achtet auf die Wirkung:
- Bleibt B souverän?
- Hat sich das innere Gefühl verändert?
- Reagiert B jetzt anders als vorher?
Wenn ja: weiter zu Schritt 5.
Wenn nein: zurück zu Schritt 3 und erzeuge einen stärkeren Anker.
Schritt 5 – Neues Verhalten zeigen (Future Pace)
B startet freiwillig eine neue Interaktion mit A – diesmal mit bewusst aktiviertem Ressourcenanker.
B zeigt nun das ursprüngliche, unangenehme Verhalten selbst – aber aus einem ressourcevollen Zustand heraus. Damit veränderst Du nicht die Welt – sondern Deine Reaktion darauf.
Schritt 6 – Rolle von Person C (Supervisor)
C beobachtet den gesamten Prozess, gibt Feedback und hilft beim Feinjustieren des Ressourcenankers.
Er achtet besonders darauf, ob das Verhalten von A provokant genug ist, ob B wirklich neue Ressourcen findet und dass die Übung fair, humorvoll und sicher bleibt. Am Ende sorgen alle drei bewusst dafür, wieder in einen positiven und ressourcevollen Zustand zu kommen und wechseln dann die Rollen.
5. Wann ist das Format erfolgreich
Das Format ist erfolgreich, wenn Person B nach der Übung:
- souverän mit dem ursprünglich störenden Verhalten umgehen kann,
- spürbar neue Verhaltensoptionen erlebt,
- und das Verhalten sogar selbst zeigen kann – ohne inneren Stress.
Das Ergebnis zeigt sich oft in einem spontanen Lächeln, einem Perspektivwechsel oder der Erkenntnis, dass sich B nicht mehr der Situation oder Person ausgeliefert fühlt und anders reagieren kann.
6. Bemerkungen & Tipps
- Nicht übertreiben: Die Provokationen sollen konstruktiv sein, kein destruktives Schauspiel. Humor hilft viel!
- Sei wirkungsvoll bei öffentlichen Sprechblockaden: Übe z. B. das laute Sprechen auf einer (fiktiven) U-Bahn-Bank mit fremdem Publikum.
- Anwenderfreundlich: Auch für Einsteiger geeignet – durch klare Rollenverteilung und Anleitung.
- Vertiefung möglich: Dieses Format ist ein Grundstein für Trainer, Coaches und alle, die souverän auftreten wollen.
Dein Leben ist zu wertvoll für Wiederholungen
Stelle Dir Dein Leben wie ein Theaterstück vor. Willst Du wirklich immer wieder dieselbe Szene spielen? Mit denselben Rollen, denselben Dialogen und denselben Reaktionen? Oder willst Du lernen, die Bühne immer wieder neu zu betreten? Vielleicht sogar in einer neuen Rolle? Mit neuer Energie, mit einem anderen Skript, mit einem neuen Gefühl? Das kannst Du mit dem New Orleans Flexibility Drill lernen. Du schaffst Dir eine Bühne zum Ausprobieren, hast ein Trainingsfeld für neue Reaktionen und bekommst Damit eine Einladung, Dein eigenes Verhaltensrepertoire zu erweitern. Denn
- Flexibilität ist Macht.
- Flexibilität ist Freiheit.
- Flexibilität ist der Unterschied zwischen Reaktion und Gestaltung.
Mache es Dir zur Lebensaufgabe, nicht mehr länger der Spielball anderer Interessen zu sein, sondern die Regie zu übernehmen. Nicht aus Trotz, sondern aus Klarheit. Nicht gegen andere, sondern für Dich.
Dazu brauchst Du keine Vorerfahrung, keine stundenlange Vorbereitung. Was Du brauchst, ist die Bereitschaft, etwas Neues auszuprobieren, zu lachen, zu scheitern – und zu wachsen.
Denn wenn das, was Du tust, nicht funktioniert, tue etwas anderes. Das lernst Du hier. Hast Du Lust bekommen, dieses spannende NLP Format auszuprobieren? Dann such Dir zwei Übungspartner, lies die Anleitung, und starte jetzt. Denn eure Flexibilität ist kein Talent mit dem Du geboren bist. Sie ist das Ergebnis Deiner Fähigkeit zur Flexibilität. Und Du kannst genau heute beginnen, sie zu entwickeln. Viel Spass